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Beitragsgarantie in der PKV – warum diese als Entscheidungsgrundlage ungeeignet sind

Wir haben Juni. In der Mitte des Jahres überschlagen sich die Gesellschaften zur privaten Krankenversicherung (PKV) wieder einmal selbst. Überall lesen Sie: “Beitragsgarantie in der PKV”. Jeder will der Erste sein, jeder garantiert Beiträge und stellt schöne Zertifikate aus. Hierbei handelt es sich um nichts anderes als ein Versprechen. Ein Versprechen, die Neugeschäftsbeiträge vor dem 1. Januar 2023 nicht mehr anzupassen.

Beitragsgarantie in der PKV- Was bringt diese?

Die Beitragsgarantie ist nichts anders als eine Vorhersage der Gesellschaft, den Beitrag in einem bestimmten Tarif der privaten Krankenversicherung (PKV) bis zu einem Termin X nicht anzupassen. Diese Beitragsgarantie soll Planungssicherheit ermöglichen. Natürlich hat diese einen Marketing-Effekt. Insbesondere möchte man hiermit sagen: „Hey, schaut her: Wir haben stabile Beiträge.

Warum das jedoch wenig bringt und für wen diese Beitragsgarantien gültig sind, das schauen wir uns in diesen Beitrag einmal genauer an.

In den vergangenen Jahren habe ich diese Beitragsgarantien immer dann veröffentlicht, wenn die Gesellschaft diese herausgegeben haben. Einige Kunden und auch Kollegen hecheln diesen hinterher. Maklerbetreuer schicken überschwängliche Mails: “Schaut her, wir garantieren!”

Beitragsgarantie in der PKV- für wen gelten diese?

Die Beitragsgarantien beziehen sich grundsätzlich und immer nur auf das Neugeschäft. Die Gesellschaften veröffentlichen somit die Tarife, welche für Neukunden zum 1. Januar des Folgejahres nicht angepasst werden. Das heißt nicht, dass der Beitrag am 1.12. identisch mit dem Beitrag am 1.1. ist. Das Eintrittsalter ändert sich in jedem Fall trotzdem. Damit steigt auch der Beitrag in der Krankenversicherung an. Warum eine solche Information dennoch eine Orientierung geben kann, dazu gleich mehr. Generell hier noch zwei weitere Links/ Informationen zu:

Beitragsanpassungen in der Privaten Krankenversicherung 

Ein Jahr jünger in die PKV

Beitragsgarantie in der PKV- was sagen diese über die Beitragsstabilität aus?

Ein Tarif, welcher zum 1. Januar des Folgejahres nicht angepasst wird, ist weder gut noch schlecht. Für die Bewertung eines Tarifes bzw. der Beitragsstabilität eines solchen Tarifes müssen wir einen längeren Zeitraum beachten. Zudem sind neben den Neugeschäftsbeiträgen insbesondere die Beträge interessant, die der Bestandskunde zahlt.

Beitragsgarantie in der PKV

Wurde also ein Tarif über einige Jahre nicht angepasst, wird dieser oftmals als beitragsstabil verkauft. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.

Beitragsgarantie in der PKV- warum werden Beiträge angepasst?

Beitragsanpassungen in der privaten Krankenversicherung habe ich in einem anderen Beitrag hier auf dem Blog schon einige Male erklärt. So schauen Sie sich gern das Beispiel des AXA VITAL Tarifes an. Generell hat es unterschiedliche Ursachen. Zum einen führt eine gestige Lebenserwartung zu steigenden Beiträgen in der Krankenversicherung, denn der Versicherer muss länger zahlen. Aus statistischen Erhebungen wissen wir zudem, dass die letzten Jahre im Leben eines Menschen oftmals die teuersten sind. Dazu bedarf es nicht mal einer Pflegebedürftigkeit. Menschen sind im Alter schlichtweg öfter krank und verursachen dementsprechen höhere Kosten. Ein weiterer Grund, welcher zu Beitragsanpassungen in einem Tarif führt, ist die Niedrigzinsphase.

Nehmen wir an, wir benötigen für einen Kunden bei Renteneintritt einen Betrag (fiktiven) von 200.000 Euro, um seine Kosten bis zum Lebensende zu decken. Jetzt kann man relativ einfach ausrechnen, welchen Betrag ich monatlich zurücklegen muss, um (abhängig vom aktuellen Alter) bis zum Rentenbeginn diesen Betrag angespart haben.

Bei einer Ansparzeit von 37 Jahren (Kunde heute 30 Jahre alt, bis 67) braucht es

bei 3,5% Zins, ca. 222 € monatlich als Sparrate

Dazu spielt es eine wichtige Rolle, ob ich zum Beispiel 3,5, 2,5 0,5 % oder gar keinen Zinsertrag pro Jahr erwirtschafte.

bei 2,5% schon 275 € 

bei 1,5% dann 337 € 

und bei 0% exakt 450 € MONATLICH.

Umso höher mein Zinsertrag, desto geringer ist mein monatlicher Sparanteil. Hat der Versicherer nun in der Vergangenheit zum Beispiel mit einem Rechnungszins von 3,5 % kalkuliert, erreicht diesen nun nicht mehr und bekommt vielleicht noch 2 %, so muss die monatliche Sparrate steigen.

In unserem ganz vereinfachten und fiktiven Beispiel, steigen die Beiträge von 275 € auf 450 € monatlich.

Der dritte Punkt, warum Beiträge steigen, ist die Kostenentwicklung im Gesundheitswesen. Neue Medikamente, höhere Honorare für Ärzte und besondere Ausgaben führen ebenfalls zu einer Steigerung. All diese Punkte treffen generell erstmal auf alle Versicherten und alle Tarife zu.Beitragsgarantie PKV 2023

Also kann sich auch kein Versicherer der Niedrigzinsphase, gestiegenen Gesundheitskosten oder dem Älterwerden der Kunden entgehen. Wird hier nicht angepasst, so muss diese Anpassung irgendwann nachgeholt werden. Selbst, wenn der Versicherer noch so gut kalkuliert hat, wenn plötzlich der Zinsertrag kleiner wird und die Kosten steigen und dazu noch eine längere Lebenserwartung kommt, dann muss angepasst werden.

Nun legt der Gesetzgeber aber sehr enge Voraussetzungen für eine Beitragsanpassung vor. Somit kann der Versicherer nur unter sehr bestimmten Voraussetzungen anpassen, Wenn diese Anpassungsvoraussetzungen jedoch nicht erfüllt sind, muss er warten. Wenn nun über mehrere Jahre keine Anpassung erfolgte, dann ist das kein Zeichen für eine besonders stabile Kalkulation, sondern unter Umständen ein Anzeichen für eine bald anstehende höhere Steigerung.

Vielen Kunden hingegen ist es jedoch lieber, wenn die Beiträge kontinuierlich in kleineren Schritten steigen und nicht alle paar Jahre in großen Schritten.

Beitragsgarantie in der PKV – sagt es nun gar nichts aus?

Doch. Gerade die Beitragsgarantie in Verbindung mit anderen Informationen zu dem Tarif gibt durchaus Aufschluss darüber, wie die Kalkulation des Versicherers aufgestellt ist. Sie wissen zudem auch, ob Sie als Neukunde zum 1. Januar die Folgejahre mit einer Prämienanpassungnpassung rechnen müssen. Einige Gesellschaften veröffentlichen auch bereits im Herbst die Beiträge für das nächste Jahr. Selbst, wer also einen Tarif abschließen möchte, der Anpassungsbedarf zum 1. Januar hat, kennt diesen Beitrag somit schon weit im Voraus.

Wichtig ist aber in jedem Fall, nicht eine vermeintliche Beitragsgarantie als Grundlage für die Entscheidung für oder gegen einen Tarif in der privaten Krankenversicherung zu wählen.

Auswahlkriterien für die private Krankenversicherung

Um den passenden Tarif zu finden, ist es wichtig zu wissen, was es gibt. Nur, wenn ich Ihnen sage, dass es heute am Markt Autos mit einem Airbag gibt, nur dann können Sie überlegen, ob für Sie dieser Airbag wichtig ist.

Würden Sie heute ein Auto ohne Airbag, ohne ABS oder ohne Gurt kaufen? Wenn Ihnen niemand etwas zu neuen Features erzählt, dann können Sie auch für sich keine begründete Entscheidung treffen. Aus diesem Grund habe ich auf einer speziellean Beratungsseite Details zusammengestellt, damit Sie sich ein Bild über Ihre Vorstellung und die Anforderungen an den passenden Tarif machen können.

Gemeinsam lässt sich dann herausfinden, welcher der unzähligen Tarife am Markt dafür geeignet ist und welche Tarife in die engere Auswahl kommen. Bevor Sie sich also auf ein vermeintliches Garantiezertifikat verlassen, schauen Sie sich zunächst einmal die Versicherer und Tarife neutral an.

Anhand einer Beitragsgarantie oder der Entwicklung der letzten zwei, drei Jahre eine Tarifauswahl entscheiden zu wollen, ist schlichtweg unmöglich und schönes Marketing. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

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