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PKV Beratung in 20 Minuten und warum die MEG Kunden nicht wissen, was sie gekauft haben

Wer vorgestern Abend die ARD geschaut hat, der konnte live und in Farbe erleben, wie Exzesse in der Vermittlung von Privaten Krankenversicherungsverträgen aussehen können. In “Versicherungsvertreter – Der Film” berichtet Regisseur Klaus Stern über die Entwicklungen der MEG, einem Vertrieb für die private Krankenversicherung.

Interessant waren die Aussagen der ehemaligen Mitarbeiter, der zwischenzeitlich in die Insolvenz gegangenen Vertriebes in Kassel. Da wurde dem Kunden suggeriert, er bekäme einen neutralen Vergleich “ich kann ihnen alle Krankenversicherungen in Deutschland berechnen und Sie suchen sich einfach eine aus.”

Ein (erfolgreicher) Mitarbeiter erzählt ab Minute 14 im Film wie er vorging. So ist es in 20 Minuten erledigt und der Kunde hat eine neue Krankenversicherung.

Beratung in 20 Minuten- geht das denn nicht?

Nein. Eine Beratung zur Privaten Krankenversicherung, einem Produkt was den Kunden ein Leben lang begleitet, ist in 20, aber auch 60 Minuten nicht zu “beraten”. Allein wenn Sie sich meinen Kriterienfragebogen zur PKV anschauen, dann dauert das ausfüllen des Fragebogens schon mehr als die 20 Minuten. Da wurde dann aber noch nicht ein einziges Wort über Tarife, Gesellschaften und Aussagen gesprochen, der Kunde kann so ein Produkt nicht verstehen.

Selbst der, der für sich sagt “ich will nur einen günstigen Schutz wie die GKV”, der kann den niemals bekommen haben. Vorwiegend wurden durch die MEG AG bekanntlich Einsteiger-/ Billigtarife vermittelt. Dabei standen Gesellschaften wie die AXA mit dem EL und EL Bonus, die Hallesche mit dem Primo oder KS, die Central mit Tarifen wie EKS, KEH, CV3H, CVP oder auch die Hanse Merkur mit KVG und KVG an der Tagesordnung. Dem Kunden ist leider gar nicht bewusst, welche “schwarze und undurchsichtige Box” er da eigentlich gekauft hat und einige waren froh, das es so schnell ging.

Da brauchte man sich nicht lange mit dem (ungeliebten) Thema PKV auseinandersetzen, Versicherungsbedingungen lesen oder sich Gedanken machen. Da kam jemand nach Hause und hat es “schnell erledigt”. Klingt doch super, oder?

Was ist mit den Kunden, die nun in Tarifen versichert sind, die sie gar nicht verstehen?

Viele der MEG Kunden haben von der Insolvenz gar nicht so recht etwas mitbekommen. Das Vertragsverhältnis besteht auch nicht mit dem Makler MEG, sondern mit den Gesellschaften und so kommt auch die Post von der Gesellschaft direkt. Doch was nun, wenn Sie in solch einem Tarif versichert sind?  Dann ist zunächst nichts zu überstürzen.

Erst einmal sollten Sie sich Gedanken machen, wie es zu der Entscheidung PKV und wie genau zu dem Tarif kam. Wenn es auch in 20 Minuten entschieden war, oder Sie weniger als die Leistungsfragen aus meinem Kriterienfragebogen besprochen haben, dann beschäftigen Sie sich jetzt mit den Tarifen und der Gesellschaft.

Legen Sie für sich, durch Ausfüllen des Fragebogens fest, was Ihnen eigentlich wichtig ist. Welche Art von Versicherungsschutz möchten Sie ein Leben lang haben, welche Leistungen können auch vermindert sein und darf ihr Schutz schlechter sein, als der einen GKV Versicherten Patienten?

Ist es Ihnen wichtig, auch bei Rehabehandlungen, Anschlußheilbehandlungen nach Herzinfarkt oder Schlaganfall abgesichert zu sein? Wollen Sie ihren Schutz anpassen können, wenn sich das Leben ändert? Wie viel Geld haben Sie auf der “hohen Kante”, um Eigenbeteiligungen die oftmals auch versteckt auftauchen zu zahlen?

Eine Erstattung von 5.000 EUR für eine Prothese (Hallesche Primo) klingt viel, doch was passiert wenn diese 15, oder gar 20.000 EUR kostet? Dann ist der “hohe Betrag” von 5.000 EUR nur noch ein Viertel dessen, was Sie zu zahlen haben.

Wenn Sie Leistungen bei Heilmitteln, Hilfsmitteln, Psychotherapie und dergleichen nur eingeschränkt versichert haben, dann muss ihnen das jedoch klar sein und bewusst entschieden worden sein. Alles Vieles kann man machen, wenn die nötigen und richtigen Informationen vorhanden sind und waren und die eigenen finanziellen Mittel ausreichend sind.

Aber ich bin doch zufrieden?

Das ist ein häufiges Argument. “Ich brauche mich nicht mit dem Tarif beschäftigen und schon gar nicht wechseln, ich bin zufrieden!”. Zufrieden mit was? Mit einem Unternehmen was es schafft, pünktlich die Rechnung abzubuchen und Ihnen jährlich einen Brief schreibt? Oder zufrieden mit einem Unternehmen was Sie nie genutzt haben, da keine Rechnungen zu begleichen waren? Das ist jedoch das größere Problem. Viele Versicherte in jungen Jahren, auch oder gerade die, die MEG mal schnell so beraten hat, haben keinerlei Erfahrungen mit der Leistungsabwicklung. Rechnungen sind- zum Glück- noch nicht angefallen und daher fehlt auch das Bewusstsein, was genau versichert ist.

Die Qualität eines Tarifs zeigt sich aber erst dann, wenn Leistungen erbracht werden müssen. Und auch dann erst, kann der Versicherer die Anzeigepflicht prüfen, also feststellen ob denn alle Angaben im Antrag und weiteren Formularen so richtig sind, dass es keine weiteren Diskussionen gibt. Mehr zur Anzeigepflichtverletzung und den Folgen finden Sie unter dem Stichwort vorvertragliche Anzeigepflicht.

Ansprüche wegen falscher Beratung gegen MEG?

Wenn sich nun aber herausstellen sollte, das eine Beratung in den 20 Minuten nicht so erfolgt ist, wie erforderlich und somit vielleicht eine fFalschberatung vorliegt, so haben Sie theoretisch einen Anspruch gegen den Makler. Jedoch wird das bei dem Unternehmen MEG eher schwer, da dieses bekanntlich insolvent ist und keine weiteren Ansprüche befriedigen kann. Haben Sie eigentlich damals eine Erstinformation des Beraters bekommen und wissen somit, wo der Vermögenschadenhaftpflichtversicherer ist? Wer ist es, Vertragnummer und Versicherungsnummer?

Diese Informationen können aber wichtig sein, oder werden.

Was können Sie tun?

Damit Sie aber sicher sein können, das der damals “in 20 Min.” abgeschlossene Versicherungsschutz passt, hier mal ein kurzer “5-Pukte Plan” den Sie für sich “abarbeiten können” um etwas mehr Sicherheit

1.) Legen Sie mit Hilfe der Auswahlkriterien und des Kriterienfragebogens ihren persönlichen Anspruch fest

2.) Fertigen Sie eine Kopie des Antrages an (wenn Sie den nicht haben, unbedingt bei dem Versicherer anfordern) und prüfen Sie, ob ALLE Fragen richtig und vollständig beantwortet sind. Falls nicht- unbedingt mit einem Berater Kontakt aufnehmen und nicht voreilig handeln.

3.) Schauen Sie in die Police und den letzten Nachtrag und suchen Sie sich genau die Tarife heraus, die bei Ihnen versichert sind!

4.) Überprüfen Sie Zusatzbausteine wie ausreichendes Krankentaggeld, Beitragsentlastungsbausteine und dergleichen. Ist die PKV auf ihren Berufsunfähigkeitsschutz abgestimmt?

5.) Wenden Sie sich an einen spezialisierten Berater und besprechen die Übereinstimmungen und Abweichungen zwischen ihren Ansprüchen und Wünschen und dem Tarif

Erst wenn diese Schritte vollzogen sind, dann verstehen Sie ihren Tarif und können rechtzeitig handeln oder beruhigt schlafen. Nichts ist wichtiger als der passende Tarif, denn Gesundheit können Sie nicht kaufen, die entsprechende Versorgung schon!

 

Die MEG Insolvenz und was passiert mit “meinem” PKV Vertrag?

System Größenwahl- Mehmet Göker, Youtube Video des Beitrages vom Hessischen Rundfunk (ca. 45 Min.)

Leitfaden zur Privaten Krankenversicherung

Kriterienfragebogen zur Priv. Krankenvers. (ausfüllbar)

5 Kommentare

  1. Das mit der 20 Minuten KV Beratung bis zum Abschluss machen andere Strukturvertriebe auch. So bin ich 2005 im Produkt CVP500 der Central gelandet. Infolge der exorbitanten Preisentwicklung bei den Prämien, habe ich dann eine professionelle Beratung durch einen Makler in Anspruch genommen. Nach 3!!!! Terminen mit je 2,5-3,5 stunden gespräch habe ich dann die PKV gewchselt. Heute bin ich bei einem VVaG versichert und zufrieden. Der neue Tarif passt nun auch zu meinen Erwartungen. Was mich ärgert, wäre ich 2005 schon richtig beraten worden, wäre ich evtl. gar nie in die PKV gewechselt. Doch nun bin ich dort und muss das Beste daraus machen. Ich bin aber auch nicht unzufrieden und kann mir auch die Prämien leisten.

  2. Eine Reportage, zu der mir nichts mehr einfällt. Es überrascht nicht, dass u.a. die AXA und Central prominent bei der MEG vertreten waren. Wie Beratung aussehen soll, zeigt Herr Hennig. Als ehemaliger Kunde der Central (von MLP empfohlen) bin ich seit einigen Jahren Kunde eines VVaG und zufrieden. Gute Beratung ist selten. In meinem Fall hat sie sich “ausgezahlt”.

  3. Hallo Herr Henning,
    ich stimme Ihnen da voll und ganz zu. In vielen Fällen wurde nach unserer Kenntnis auch eine Beantwortung der Gesundheitsfragen nicht im Sinne der PKV-Versicherer durchgeführt. Eine Vielzahl von Vertragskündigungen im Leistungsfall waren hier die Folge. Die Kunden der ehemaligen MEG sind und waren die wirklichen Geschädigten. Dazu wurden PKV-Versicherte nach langjähriger Versicherungsdauer zu einem Wechsel der Gesellschaft geradezu überredet. Über die gravierenden Nachteile eines solchen Wechsels wurde natürlich nicht gesprochen. Gut, das diese Firma von der Bildfläche verschwunden ist. Es wird nicht der letzte Massenvertrieb im Bereich der privaten Krankenversicherung gewesen sein.

  4. Dabei wurden allein bei der Halleschen über eine Million Euro an Vorkassegeldern zulasten der Versichertengemeinschaft in den Sand gesetzt.

    Ich kann mir nicht vorstellen, dass man bei den Versicherern so viel Geld ausgegeben hat, ohne die zweifelhafte Qualität der Telefon-“Beratung” bei MEG selbst zu testen.

    Der Vorstand Frank Kettnacker der Hallesche PKV hatte sich für die Leistungen von Herrn Göker zudem ausdrücklich während einer Veranstaltung öffentlich bedankt, wie man in der Langversion des Film über Herrn Göker und die MEG sehen konnte.

    Offenbar war die richtige Beratung einigen Versicherern vor Vertragsabschluss nicht besonders wichtig, solange eine entsprechende Masse an Neuverträgen reinkam.

    Inzwischen hat man als Bestandskunde bei der Halleschen den Eindruck, dass man das Fehlverhalten des Vertriebs als Kunde ausbaden muss und bei der Halleschen eine brutale Ausgabenvermeidungsstrategie gefahren wird.

    Höhere Facharztrechnungen > 3000 EUR werden von der Halleschen kaum mehr ohne massive Verzögerungen von mehr als vier Wochen gezahlt.

    Siehe auch Beschwerdequote BaFin 2014:
    https://www.versicherungsbote.de/content.4819507.images.ayheo.BaFin-Beschwerdequote-2014-Kranken.jpg

    Aktuelle Kundenaussagen:
    https://www.jameda.de/stuttgart/krankenkassen/hallesche-krankenversicherung/bewertungen/3179_2/

  5. Hallo Hans,

    bei der Halleschen in Bezug auf MEG gebe ich Ihnen vollkommen recht, das haben sich die Gesellschaften auch oder gerade selbst zuzuschreiben.
    Die Aussagen bezüglich Rechnungseinreichung kann ich für mich privat und insbesondere auch für all meine Kunden nicht bestätigen, die Abwicklung ist mehr als vorbildlich.

    Beschwerdequoten sind leider nicht ansatzweise aussagekräftig, da diese keine Aussage über den Ausgang enthalten und leider oft Tarife mit falschen Versprechen verkauft werden/ wurden und damit falsche Erwartungen erzeugt.

    Der Kunde dem erzählt wird er kauft den “Alles super Luxus” Tarif und dann wenig Leistung bekommt weil er eben nicht einen solchen Tarif hat, der beschwert sich, jedoch zu unrecht.

    Das fällt auch teilweise bei den Bewertungen auf.

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