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ottonova Zufriedenheitsgarantie mit Risiken

“Wir sind neu, innovativ, anders als die anderen und digital.” So zumindest einige Werbeaussagen in der Vergangenheit. In der privaten Krankenversicherung war lange Zeit vieles angestaubt. Rechnungen mussten per Brief an die Versicherung geschickt werden, dann wurden diese bearbeitet, erstattet und dem Kunden als Brief die Erstattung bestätigt. Ein neuer Anbieter wirbt nun mit der ottonova Zufriedenheitsgarantie und vergisst dabei die Risiken.

PKV Abrechnung alt und angestaubt? Jetzt hipp und digital?

Das hat sich aber bei vielen Versicherern geändert. RechnungsApps machen das Leben einfacher, Kundenportale lassen Abrechnungen und Vertragsunterlagen jederzeit einsehen und auch die Versicherer werden digital. Das reicht aber alles nicht, sagt ottonova, und kam vor kurzer Zeit als StartUp der Krankenversicherung an den Markt. Viele Versicherer haben jedoch ebenfalls diese Entwicklungen erkannt, bieten all das, was so einzigartig sei, nun auch an. Beispiele sind die Barmenia mit der MedGate Telemedizin, dazu die Abrechnung per App und ein umfangreiches Kundenportal.

Meine Beiträge zu den Tarifleistungen und den Problemen und Lücken in den Bedingungen, habe ich bereits bei Markteinführung aufgeschrieben.

Jetzt hat das noch nicht ganz so gut geklappt mit dem Kundenwachstum, was aber in den ersten Jahren auch normal sein dürfte. Die Akzeptanz eines rein digitalen Krankenversicherers (welcher nun aber Kooperationen sucht und Infoabende veranstaltet um Kunden zu gewinnen) ist noch nicht sehr hoch. Zudem möchten viele neu-PKV Kunden nicht in einen Tarif wechseln, welcher erst wenige Monate besteht. Nicht bei einem alteingesessenen Krankenversicherer und erstrecht nicht bei einem StartUp. Aber das muss jeder für sich allein entscheiden.

Damit nun aber mehr Kunden zu ottonova kommen, hat der Versicherer sich etwas Neues überlegt, die ZUFRIEDENHEITSGARANTIE. Irgendwie muss es doch gelingen, Kunden davon zu überzeugen sich dem neuen, innovativen Versicherer anzuschließen, oder?

ottonova Zufriedenheitsgarantie

Also muss eine Garantie her, klingt immer gut und so beruhigend.

Worum geht es bei der ottonova Zufriedenheitsgarantie?

Nun, es soll Sie überzeugen, falls Sie noch zweifeln ob ein StartUp das richtige ist, nun einen Versuch zu wagen. Also so eine Art “Geld zurück Garantie”, als würden Sie eine neue Waschmaschine kaufen.

Zunächst gilt eine Mindestvertragslaufzeit von zwei Jahren, so lange müssen Sie nun schon dableiben. Sind Sie danach aber nicht zufrieden, so kannst “Du” auch wieder woanders hin wechseln.

“Wir geben dann 100% deiner Alterungsrückstellungen an deine neue Krankenversicherung weiter.”

… verspricht ottonova und erhofft sich damit Wechsler aus der GKV und PKV, um diese in der Praxis von dem Produkt zu überzeugen. Dummerweise ist eine private Krankenversicherung kein Fernseher oder eine Waschmaschine, welche man einfach nach Jahren so austauscht.

Risiken der ottonova Zufriedenheitsgarantie bei ottonova

Ja, es ist durchaus eine Innovation, ALLE Alterungsrückstellungen mitzugeben, meint ottonova. Ist es auch, denn auch nach Einführung der Portierbarkeit der Alterungsrückstellungen sind nicht 100% übertragbar, hier geht ottonova nun einen Schritt weiter. Doch dabei vergisst man leider die Risiken zu erwähnen. Eine Krankenversicherung wechselt man eben nicht wie das Hemd und die Auswahl sollte so fundiert und ausgewogen sein, dass man dort dauerhaft bleiben kann.

Wechseloptionen innerhalb des Unternehmens sind wichtig

Natürlich können sich Lebensumstände ändern und genau darum ist es entscheidend, was das Unternehmen neben dem aktuell ausgewählten Tarif noch anbietet. Gibt es Wechseloptionen innerhalb des Versicherers? Lassen sich geänderte Lebensumstände somit auf den neuen Schutz übertragen und lässt sich dieser anpassen?

Hat ein Unternehmen nur einen oder zwei Tarife, so ist es natürlich schwerer etwas Passendes zu finden. Doch das ist nicht unbedingt das Problem.

Eintrittsalter – nach zwei Jahren drei Jahre älter?

Nun können Sie natürlich erst einmal hin und testen. Gibt ja eine Zufriedenheitsgarantie und damit auch die Möglichkeit dort wieder weg zu gehen. Doch schauen wir einmal auf das erste der zwei Probleme. Das Eintrittsalter. Zunächst einmal sind Sie dann zwei, oder gar drei Jahre älter. Je nachdem ob der Wechsel unterjährig oder aber zu Beginn des neuen Jahres erfolgt.

Zum Vergleich schauen wir uns doch einmal einen Mitbewerber an. Die Barmenia mit dem expert+, einem dreißigjährigen Kunden und dort den bestmöglichen Schutz. Passend mit 120 EUR Krankentagegeld.

Wird der Schutz heute abgeschlossen, sind dafür in Summe 684,45 EUR zu zahlen, ist der Kunde heute zwei Jahre älter, sind es 714,49 EUR. Somit fallen Monat für Monat

Mehrkosten in Höhe von 30,04 EUR

Unterstellen wir einmal einen Versicherungsverlauf bis 75 und vergessen alle noch folgenden Anpassungen, so reden wir über eine

Kostendifferenz von 15.500 EUR.

Dabei bin ich immer nur von zwei Jahren Altersdifferenz ausgegangen. Ein Risiko, was auch eine Zufriedenheitsgarantie nicht lösen kann, selbst wenn es eine Mitnahme der Rückstellungen gibt (und sich dadurch der Betrag noch verändern kann).

Gesundheitszustand – das viel größere Problem

Viel wichtiger und entscheidender ist aber das zweite Problem, welches sich nicht lösen lässt. Der Gesundheitszustand der versicherten Person ist eben nicht zwei Jahre in die Zukunft planbar. Dabei reicht ein kleiner Unfall, ein Missgeschick beim Sport oder einfach ein Laborwert, welcher bei einer Vorsorgeuntersuchung nicht ganz in Ordnung ist.

Zack- schon sind bei einem Wechsel 5, 10, 15 oder mehr Prozent Zuschlag zu zahlen. Ja, vielleicht entfällt der auch irgendwann wieder. Aber so wird eine Zufriedenheitsgarantie ad absurdum geführt.

Oftmals sind es Kleinigkeiten, Diagnosen, die nicht unbedingt zu Beschwerden führen müssen und / oder Zufallsbefunde, welche einen Wechsel in der Zukunft nicht nur erschweren, sondern auch unmöglich machen können. Dann sind Sie in einem Krankenversicherer gefangen, wo Sie dauerhaft nicht hinwollten, einem Startup was vielleicht auch nicht die gewünschten Erfolge hat?

Nur damit kein Missverständnis entsteht. Das Risiko besteht auch bei jedem anderen Versicherer. Daher sollten auch hier die Auswahl des Versicherers und der Tarife im Vordergrund stehen. Wechseln Sie nur zu einem Versicherer, in welchem Sie dauerhaft (nach heutiger Annahme) bleiben können und wollen.

Eine PKV schließt man eben nicht ab, um in 1, 2, 3 Jahren wieder zu wechseln, auch nicht mit einer Zufriedenheitsgarantie.

PKV Auswahlkriterien

Entscheidend für jedwede Auswahl sind die passenden Kriterien. Dazu habe ich Ihnen auf der Beratungsseite zusammengestellt.

Denken Sie immer daran, Flexibilität ist wichtig, aber wechseln Sie nie irgendwohin, wo Sie nicht auch dauerhaft bleiben würden.,

Ein Kommentar

  1. Was würde eigentlich mit PKV-Versicherten geschehen, wenn die PKV-Gesellschaft Insolvenz anmeldet? Übernimmt der dafür geschaffene Fonds dauerhaft die Leistungen bis zum Lebensende oder werden die Versicherten zu einer PKV zwangsmigriert, welches das insolvente PKV-Unternehmen übernimmt? Würden die Versicherten ihre Tarife behalten, oder würde man sie zu neuen Tarifen drängen?

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