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Nach dem Antrag auf Risikolebensversicherung kommt die Krankenschwester nach Hause

Innovation oder einfach nur ein gut gemachtes Marketing?

Bei einem Antrag auf Personenversicherung, dabei ist es egal ob es sich um eine private Krankenversicherung, eine Absicherung bei Berufsunfähigkeit oder eben meine Lebensversicherung handelt, sind zwingend Gesundheitsfragen zu beantworten. Die Versicherer fragen unterschiedlich lange Zeiträume ab, stellen teilweise komplizierte offene- oder geschlossene Fragen und vieles mehr. Bei erreichen von bestimmten Versicherungssummen oder ab einer festgelegten monatlichen Rente für die Berufsunfähigkeitsversicherung reichen jedoch dieser Antragsfragen nicht mehr aus. Sie müssen zum Arzt!

Es gibt viele Vermittler, aber auch Kunden die diese Situation eher als unangenehm empfinden. Da muss man den Arzt anrufen, einen Termin vereinbaren, die Zeit haben dorthin zu gehen und dann auch noch auf die Untersuchungsergebnisse warten. Aus Versicherersicht ist jedoch diese Verfahrensweise verständlich. Möchte man ein bestimmtes Risiko annehmen, so verlässt man sich nicht mehr nur auf die einfachen Angaben des Kunden, sondern benötigt einen aktuellen ärztlichen Befund. Die Kosten für solche Untersuchungen werden regelmäßig vom Versicherer getragen. Für die Berufsunfähigkeitsversicherung oder auch die Lebensversicherung können Sie sich so ein Beispiel für einen Untersuchungsbericht im Downloadbereich anschauen.

Für Kunden der Europa Lebensversicherung könnte diese Verfahrensweise bald ein Ende haben. Für die könnte es dann aussehen wie auf dem Bild oben- die Krankenschwester klingelt (ok, das ist jetzt keine Krankenschwester, aber so ähnlich). Im Rahmen eines Pilotprojektes in den Postleitzahlengebieten 60xxx  bis 65xxx und 68xxx bis 97xxx testet der Versicherer gerade ein anderes Modell. Noch am Tag der Antragstellung, spätestens aber am Folgetag ruft eine vom Versicherer beauftragte, examinierte Krankenschwester den Kunden an und vereinbart einen Termin bei ihm zu Hause oder auch am Arbeitsplatz. Der sonst übliche Weg zum Arzt entfällt in diesem Fall.

Was verspricht sich der Versicherer davon?

Laut Erhebungen des Versicherers ist der Arztbesuch immer noch eine Hemmschwelle für den Abschluss einer solchen Versicherung. Ich persönlich teile diese Auffassung nicht, denn die Arztbesuche sind erklärbar und schaffen für beide Seiten einen belegbaren Status quo. Die Europa schickt also die Krankenschwester zu den Kunden nachhause um die Abschlussquote zu steigern und für den Kunden eine Zeitersparnis zu bieten.

Wie funktioniert nun diese Untersuchung?

Nachdem der Antragsteller mit der Krankenschwester einen Termin nach seinen Wünschen vereinbart hat, soll innerhalb einer Woche der Besuch stattfinden. Laut Aussagen des Versicherers soll diese Untersuchung nur ca. eine halbe Stunde Zeit in Anspruch nehmen. Bei den Termin werden medizinische Werte erhoben, dazu zählen Größe, Gewicht, Blutdruck und Puls. Weiterhin werden Gesundheitsfragen gemeinsam beantwortet und Blut-/Urinproben zum weiterleiten an das Labor entnommen. Kosten entstehen für den Kunden nicht. Genau wie bei anderen Versicherern auch, der die Kosten für die Arztuntersuchung und die Laborwerte übernimmt, werden auch die Kosten für den Besuch hier von der Europa getragen.

Nachdem die Untersuchung abgeschlossen ist, übermittelt die Krankenschwester die entsprechenden Untersuchungsergebnisse, später dann auch die Laborwerte an den Versicherer. Der auf den Namen „Medical Home Service“ getaufte Besuch, soll für den Versicherer zu einer schnelleren Policierung führen. Auch dem Makler oder Berater verspricht der Versicherer dadurch eine Zeitersparnis. Schließlich brauche sich der Vermittler nicht mehr um den Eingang und die Weiterleitung der Unterlagen kümmern.

Wo liegen die Risiken?

Ähnlich als auch bei einer „normalen Arztuntersuchung“ können natürlich auch hier Untersuchungsergebnisse zu Tage kommen, die dem Kunden bisher nicht bekannt sind und die im Anschluss einen Abschluss verhindern. Dieses Risiko besteht jedoch bei einer Arztuntersuchung ebenfalls. Weiterhin werden die Untersuchungsergebnisse direkt an den Versicherer geschickt, der Kunde hat hier vorher keine Möglichkeit diese zu überprüfen und gegebenenfalls korrigieren zu lassen. Meine Kunden haben bei den bisherigen Arztuntersuchungen die Befunde meist selbst abgeholt, um diese nach Überprüfung zu mir oder zu dem Versicherer zu schicken. Natürlich bedeutet es etwas mehr Arbeit, bietet aber die Gewissheit, richtige und vollständige Daten zu übermitteln. Ich kann mir jedoch durchaus vorstellen, dass der Kunde nach dem Besuch der Krankenschwester eine Kopie der Unterlagen erhält. Die Laborwerte wird er sicherlich erst vom Versicherer zugeschickt bekommen können. Bei der normalen Arztuntersuchung wird diese in der Regel durch einen Arzt durchgeführt, den der Kunde kennt oder sich selber ausgesucht hat. Gerade ein langjähriger Hausarzt kann den Patienten oftmals genauer beurteilen und kann daher bei der Untersuchung hilfreich sein.

Wer das Risiko der Nichtannahme vermeiden möchte und die Antragsfragen zunächst beantworten kann, kann jedoch einen anderen Weg gehen. Zunächst wird eine Versicherungssumme/eine Berufsunfähigkeitsrente knapp unter der Grenze beantragt. Ist diese policiert, so wird dann einfach eine Erhöhung beantragt. Auch dann fallen natürlich die Untersuchungen an, jedoch ist der zuerst abgeschlossene Vertrag sicher.

Gab oder gibt es ähnliche Modelle anderer Versicherer?

Vor einiger Zeit haben einige Unternehmen das so genannte Telefoninterview eingeführt. Dieses soll dem Kunden das „lästige“ Ausfüllen von Antragsfragen ersparen. Nach Ausfüllen des grundsätzlichen Antrages wird dieser an den Versicherer geschickt. Daraufhin wird ein Telefontermin vereinbart und ein Risikoprüfer des Versicherers kontaktiert den Kunden. Im Rahmen dieses Gespräches werden die gesundheitlichen Daten des Kunden erhoben und bei Bedarf können gleich entsprechende Nachfragen gestellt werden. Diese Variante erleichtert zwar auch die Antragsaufnahme für den Kunden, birgt aber auch entsprechende Risiken da vielleicht nicht alle Daten sofort greifbar sind oder beim selbst ausfüllen noch einmal besser kontrolliert werden können. Diese Variante der Antragsaufnahme verhindert jedoch nicht die notwendige ärztliche Untersuchung bei höheren Leistungen und Versicherungssummen.

Ob sich dieses Modell der Europa Lebensversicherung tatsächlich durchsetzt oder ob es bei einem Pilotprojekt bleibt, wird sich erst in den nächsten Monaten oder Jahren zeigen. Vorstellbar wäre es sicherlich in Ballungszentren wo eine große Kundendichte in einem möglichst kleinen Gebiet vorhanden ist, jedoch wird es auf dem „platten Land“ eher schwierig und vor allem unwirtschaftlich für den Versicherer sein, einen solchen Service flächendeckend anzubieten. Ich bin gespannt, ob es noch andere Unternehmen gibt die dieses Procedere einführen und falls ja ob es vielleicht noch abgewandelte Lösungen gibt.

Ein Kommentar

  1. Hallo, nach allen bisher vorliegenden Erfahrungen bin ich zu der Auffassung gekommen, dass viele Interessenten einen längeren Zeitraum brauchen, um die eigene Gesundheitshistorie aufzuarbeiten. “Eine Sache habe ich noch vergessen…” ist hier eine regelmäßige Nachricht der Betroffenen. Es mag auf Anhieb symphatisch klingen, wenn die Gesundheitsprüfung ‘bequem und schnell’ vonstatten gehen soll. Dennoch entbindet sie den Antragsteller nicht von der Pflicht, alle ihm bekannten Gefahrumstände, nach denen der Versicherer in Textform fragt, anzuzeigen. Der Bequemlichkeit steht also das Risiko gegenüber, durch nicht vollständige Angaben dem Versicherer später den Rücktritt oder die Anfechtung des Vertrages zu ermöglichen. Ob man das Risiko eingehen möchte, sollte man sich meiner Meinung nach gut überlegen.

    Viele Grüße aus Osnabrück

    Matthias Helberg

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